Petition Kita

2020

12'500 Unterschriften für die Petition: Keine Betreuungskrise nach der Coronakrise

Der Bund hat alle Schulen geschlossen, während die Einrichtungen der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung offen bleiben müssen. Gleichzeitig wird den Eltern empfohlen, ihre Kinder wenn möglich zuhause zu betreuen.

Über die Umsetzung und vor allem über die Finanzierung des systemrelevanten Angebots äussert sich der Bund nicht. Entsprechend uneinheitlich werden die Bestimmungen in den Kantonen umgesetzt: Notangebote, Teilschliessungen oder uneingeschränktes Angebot mit freiwilliger Selbstbetreuung – alle Szenarien haben jeweils völlig unterschiedliche finanzielle Folgen für Eltern und/oder Betreuungseinrichtungen.

Die ohnehin schon stark belasteten Eltern können nicht beliebig verpflichtet werden, Beiträge für eine Leistung weiter zu zahlen, die sie aufgrund der Empfehlungen von Bund und Kantonen nicht mehr in Anspruch nehmen. Sie finanzieren damit die Aufrechterhaltung einer Grundversorgung. Fallen die Elternbeiträge weg, sind die Betreuungseinrichtungen in ihrer Existenz akut und unmittelbar gefährdet und die Eltern können nach der Corona-Krise nicht mehr auf ihren Betreuungsplatz zurückgreifen.

Die Einrichtungen der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung spielen heute eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung der Grundversorgung während der Corona-Pandemie. Sie sind aber auch in Zukunft essentiell für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit und somit für die gesamte Volkswirtschaft.

Die Petition ist jetzt beendet. Wir haben in weniger als zwei Wochen über 12'500 Unterschriften erhalten! Herzlichen Dank euch allen.

Hintergrund

Gemäss der COVID-19-Verordnung 2 sollen Kindertagesstätten, Tagesfamilienorganisationen und private schulergänzende Tagesstrukturen grundsätzlich offen bleiben respektive nur geschlossen werden dürfen, wenn die zuständigen Behörden andere geeignete Betreuungsangebote vorsehen. Der Bundesrat sagt jedoch nichts über die Umsetzung dieser Betreuung und auch nichts über die Finanzierung. Die Umsetzung überlässt er den Kantonen.

Die Kantone setzen die Vorgaben uneinheitlich um – mit teilweise schwerwiegenden Kostenfolgen für Eltern und Betreuungseinrichtungen. Es gibt Kantone, welche die Betreuungseinrichtungen ganz geschlossen haben, jedoch eine Notbetreuung zur Verfügung stellen (z.B. Basel-Stadt, Fribourg, Genf, Solothurn u.a.), andere ändern nichts am bestehenden Angebot und alle Kinder dürfen weiter kommen (z.B. Aargau) und die dritten legen bestimmte Personalkategorien fest, die ihre Kinder noch bringen dürfen, geben aber keine Auskunft darüber, wer nun für die Elternbeiträge aufkommt.

Dazu kommen die Aufrufe vieler Kantone, die Eltern sollten die Kinder nach Möglichkeit «freiwillig» selber betreuen. Das führt zu der widersprüchlichen Situation, dass Eltern, welche den behördlichen Empfehlungen folgen, aber dennoch Elternbeiträge zahlen sollten. Das ist für viele Eltern finanziell gar nicht möglich.

Für die Betreuungseinrichtungen haben die Empfehlungen zur Folge, dass sie einen stark verminderten Betrieb bei fast gleichbleibenden Kosten führen müssen, und nach und nach auch die Elternbeiträge wegfallen. Die finanziellen Entlastungsmassnahmen des Bundes (Kurzarbeit, EO, Kredite) können dies nur teilweise auffangen. Ausserdem ist unklar wie weit diese Massnahmen von den Betreuungseinrichtungen überhaupt in Anspruch genommen werden können. Auch dies wird in den Kantonen offenbar uneinheitlich gehandhabt.

Überbrückungskredite helfen den Einrichtungen in dieser Situation nicht weiter, da die jetzt entfallenden Beträge nicht durch spätere höhere Einnahmen wettgemacht werden können. Es braucht daher Beiträge à fonds perdu.

Zudem werden viele Betreuungseinrichtungen nun von einer Kündigungswelle bedroht, da Eltern die Elternbeiträge nicht weiter bezahlen möchten. Dazu kommen die fehlenden Neueintritte. Dies erzeugt weitere mittel- bis langfristige finanzielle Probleme.

Bereits sind zahlreiche Einrichtungen von einer Schliessung bedroht, resp. müssen einzelne Gruppen schliessen und damit auch Mitarbeitende entlassen. Damit werden im Sommer viele Angestellte auf der Strasse stehen, welche bereit waren, in der Krise unter sehr herausfordernden Bedingungen und erhöhtem Risiko (BAG-Empfehlungen wie «social distancing» sind bekannterweise in der vorschulischen Kinderbetreuung ein Ding der Unmöglichkeit) täglich ihr Bestes zu geben.

Dazu besteht die Gefahr, dass das verunsicherte Personal der Branche den Rücken kehren wird, so dass nach Bewältigung der Corona-Krise nicht nur viele Betreuungsplätze fehlen, sondern auch der Fachkräftemangel in dieser Branche zusätzlich verschärft wird.

Daher braucht es dringend Unterstützung für die Einrichtungen, in Form von Übernahme der ausfallenden Elternbeiträge, Abgeltung von pandemiebedingten Zusatzkosten und Massnahmen zur Abfederung der mittel- und langfristigen finanziellen Folgen durch Covid-bedingte, vorzeitige Kündigungen der Betreuungsplätze und Covid-bedingte fehlende Neueintritte.

Initiiert von Kibesuisse, dem Verband Kinderbetreuung in der Schweiz und dem VPOD, der Gewerkschaft im Service public.

  • logo
  • logo